Freitag, 23. April 2010

42) Geschichte der Stadt - 6 - (1850 - 1900)

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Die Stadt entwickelte sich ....,
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der kleinen Ackerbürgerstadt zur aufblühenden etwas größeren Industriestadt.



1859 wurde in der Färberei Siegelmann die erste Dampfmaschine aufgestellt und 1865 waren bereits 20 Betriebe auf Dampfkraft umgestellt.
Besonders in den Vorstädten entstanden neue Fabriken in denen jetzt immer mehr Maschinen eingesetzt wurden.
Viele Handarbeiter, wie die Wollkämmer und die Handweber, wurden arbeitslos und mußten in der Fabrik arbeiten.

Hier entstand jetzt eine neue Hierarchie. Dem Unternehmer unterstanden die Büroangestellten, die Werkmeister und eine völlig neue Klasse ..., die Fabrikarbeiter.
Der bisherige Handwerksgeselle, der beim Meister wohnte, suchte jetzt eine eigene Wohnung für sich und seine Familie und arbeitete in der Fabrik. Frau und Kinder verdienten oft in Heimarbeit noch etwas hinzu.
In den Vorstädten wurden die vorhandenen Straßen jetzt dichter bebaut und es entstanden neue Straßen, oft mit einfachen Mietwohnungen, aber auch mit Häusern fpr die "gehobene Gesellschaft".

Zu den ersten großen Fabriken, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mühlhausen errichtet wurden, gehörte die Lederfabrik Stephan im Johannistal.
Bald folgten Spinnereien, Strickereien, Webereien und Färbereien. Außerdem entstanden Metallwaren- und Maschinenfabriken, Zigarrenfabriken, Brauereien und Bauunternehmen.

1865 entstand am Ostrand der Stadt das städtische Gaswerk und bald erstrahlten die Gaslaternen in zahlreichen Straßen.
Wie für die Dampfanlagen, mußte die Kohle für das Gaswerk noch von Gotha mit Pferdefuhrwerken geholt werden.

1870 wurde dann die Eisenbahn Gotha - Mühlhausen - Leinefelde
eröffnet, so daß die Stadt jetzt an das Eisenbahnnetz nach Osten und Westen angeschlossen war.
Mit der Enwicklung der Industriebetriebe, stieg auch die Zahl der Einwohner. So von 13.706 im Jahre 1850, auf 33.433 im Jahre 1900.
Im Osten der Stadt entstand das neue Bahnhofsviertel; teilweise mit repräsentativen Wohnbauten, aber auch mit mehreren Fabriken.

1870 war das Gymnasium am Lindenbühl fertiggestellt worden.
Hier wirkte der Professor Dr. Jordan, der 1900 den ersten Band der "Chronik der Stadt Mühlhausen in Thüringen" heraus gab.
Eine Stadtchronik, die auf alten Handschriften u.ä. aufbaute, in den letzten Jahren als Reprintauflage neu aufgelegt und ergänzt wurde.
Bis Ende des Jahrhunderts wurden dann in den Vorstädten weitere Volksschulen und ein Lehrerseminar eröffnet.

Eröffnet wurde 1897 die Mühlhausen - Ebelebener-Eisenbahn (MEE), mit der eine Verbindung zur Strecke Erfurt - Sondershausen geschaffen wurde.
Die MEE hatte in Mühlhausen zuerst einen gesonderten kleinen Bahnhof auf der Ostseite der Staatsbahn, der durch einen Personentunnel zu erreichen war. Der Ebeleber-Bahnhof wurde 1911 mit der Staatsbahn vereinigt, aber der Tunnel blieb.

1898 wurde das Elektrizitätswerk Mühlhausen fertiggestellt und noch im selben Jahr die Straßenbahnlinie vom Bahnhof bis zur Aue eröffnet, die im Folgejahr erst bis Popperode und dann bis zum Weißen Haus am Stadtwald erweitert wurde.
Erst 1901 folgte dann der Unterstadtlinie die Straßenbahn vom Bahnhof zur Aue durch die Oberstadt, nachdem die Stadtmauer am Kiliansgraben und neben dem Frauentor durchbrochen wurde.

Um 1900 war Mühlhausen eine Kreisstadt, die am "Aufstieg des Reiches" tüchtig teilnahm.
Neue Straßen mit einfachen Miethäusern und protzigen Fabrikanten-Villen, neue Schulen, ein neues Krankenhaus und eine neue Post, Telefon, Wasserleitung und Kanalisation ...., die Stadt hatte sich ganz schön verändert.
Der Steinweg entwickelte sich jetzt zur Hauptgeschäftsstraße der Stadt und am Stadtrand entstanden Gartenlolake und Saalgaststätten, wo die Bürger am Wochenende einkehrten. Zahlreiche Vereine, vom Kriegerverein bis zum Gesangs- und Sportverein, bildeten sich ...
Es war eben, bis auf ein paar Ausnahmen, die gute alte Zeit ...!
Ach ja ..., zwischendurch gab es natürlich immer wieder mal ein paar Kriege, die natürlich ganz im preußischen Geist siegreich geschlagen wurden. Dafür gab es dann auch ein schönes Kriegerdenkmal.



Übrigens ...,
auch die gute alte Zeit ging bald wieder vorüber.
Das 20. Jahrhundert brachte auch für Mühlhausen mal wieder alles, was die Geschichte so mit sich bringt ...,
immer wieder Höhen und Tiefen ...,
Smilie und Rosinante hatten schon ganz schön Mühe, unbeschadet überall durch zu kommen ...



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